ZUR ABENTEUERLICHEN GESCHICHTE DES BASLER CLARA SCHUMANN-ERARD-FLÜGELS

Der Clara Schumann-flügel, auf dem sie ab 1853 etwa 40 Hauskonzerte gab, stand 1852-1920 im Haus ‚Zossen‘
in der „Dalbe“(= St.Alban Vorstadt, historische Strasse der ältesten Basler Familien) – beim Musikmäzen Daniel Heusler- Thurneysen.

Dieser war vermögend und ein HobbyKomponist und – Pianist, der geschäftlich oft in Paris war, wo er auch
mit dem (1849 verstorbenen) Frederic Chopin privat gut bekannt war.

Chopin, der Pleyel- UND Erard-Flügel hoch schätzte, gab dem Amateurkomponist Heusler noch Klavierstunden und
gab ihm den Rat, bei Erard einen Flügel in Auftrag zu geben, der dann wiederum per Pferdefuhrwerk 1853 nach Basel kam.!

Heusler lud die Künstler, deren öffentliche Konzerte er in Basel mit-sponserte, morgens zu exclusiven KonzertMatinees in seinem Haus ‚Zossen‘ ein. Noch erhaltene Dokumente [1] [2] [3] [4] [5]beweisen, dass Clara Schumann dutzende Male auf dem Flügel konzertierte,
aber auch Brahms 1873 in der Martinskirche auf DIESEM Flügel konzertierte, weil er speziell DIESEN Flügel so schätzte.
Eine erhaltene Zeitungkritik der Basler Presse über Brahms‘ klavierAbend 1874 in der Martinskirche beweist das.

Franz Liszt, auch ein Freund Heuslers, besuchte Heusler oft und besass selber einen baugleichen ErardFlügel, der heute noch
erhalten ist in einer öffentlich zugänglichen Privatsammlung, die kürzlich aus Weimar nach Düsseldorf verbracht wurde.

1920 musste Heuslers Haus, die „ZOSSEN“, (gegenüber v.’Ländliheim‘ in der St.Alban Vorstadt), leider verkauft werden,
weil Heuslers Nachfahren ihre Fabriken in Deutschland im 1.Weltkrieg verloren und pleite waren.

Der junge Rudolf Serkin spielte auf dem Erard in der St.Alban Vorstadt, Basel, direkt vor dem 1.Weltkrieg noch
ein letztes exclusives Hauskonzert bei Heuslers Nachkommen.

Eine Tochter, Hedwig Burckhardt, erbte dann 1920 den Flügel und stellte ihn in Riehen am auf, nachdem sie den
Kunsthistoriker Prof.Walter Ueberwasser geheiratet hatte, dessen Familie das betr. Haus am Moosweg 70 in Riehen kaufte,
das heute ein Neffe Ueberwassers , ein bekannter Lokalpolitiker, bewohnt.

Dort stand der ErardFlügel bis um 1982, als Frau Überwasser starb, die ich Tante Hedwig nennen durfte, weil die Familie
mit uns befreundet war und ich von Kind an auch diesen Flügel kannte. Eine ihrer Töchter, mit der zusammen
ich 1944 in der Riehener Dorfkirche von Pfarrer Brefin getauft wurde, – Vorgänger von Pfr.Wieser, Pfr.Pfendsack , Riehen, –
ist meine älteste Freundin.

Tante Hedwig Überwasser-Burckhardt klagte oft, „dass sie kein Geld hätte, den kostbaren Flügel jemals restaurieren
zu lassen, den man doch unbedingt für öffentliche Konzerte nutzen können sollte!“

Um 1990 kam der Flügel nach Berlin zu einer Erbin und Enkelin Hedwig Ueberwasser-Burckhardt’s, einer Klavierlehrerin
in Berlin, wie ich, die aber auch kein Geld hatte, ihn zu restaurieren und die sich mit mir in Verbindung setzte.
Ich kaufte ihr den Flügel ab und liess ihn in Berlin sorgfältig und streng konservativ restaurieren, unter strikter verwendung
und Restaurierung des vollständigen authentischen histor.Materials, – also weder neue Filzhämmer, noch neue Saiten! –
um den Klang, den Brahms so schätzte, unter allen Umständen authentisch zu erhalten.

Ich selber lebe seit 1973 in Berlin, wo ich Kirchenmusik studierte , – ab 1973 in der Spandauer Kirchenmusikschule,
u.a, noch bei dem legendären Prof.Ernst Pepping und Prof.Karl Hochreither, Leiter des Berliner BachChores der
„Kaiser Wilhelm GedächtnisKirche“, – der legendären Kirchenmusikschule im Berlin-Spandauer Johannesstift, – die auch
wegen der KirchenmusikKomponisten Hugo Distler und Prof.Ernst Pepping sehr bekannt wurde.

So kam es, daß ich neben meiner Tätigkeit als Musikwissenschaftlerin und Klavierlehrerin an Berliner Volksmusikschulen
auch immer mal VertretungsGottesdienste orgelte und, bis heute, Mitglied der Berliner lutherischen Kirche wurde.

Der kostbare Flügel stand in Berlin eine Weile leihweise in einer Konzertgruppe, den Friedenauer Kammerkonzerten‘,
die jedoch ständig an der pleite entlang hangelten, und die wiederrum total abhängig von staatlichen Zuschüßen sind.
In Berlin ist dann jeweils schnell der Gerichtsvollzieher da.

Die neue Leitung der o.g. Konzertgruppe wollte 1995 – nach dem Tod der Gründer, Prof.Tracey und Prof.Junghans,
mit denen ich noch freundschaftlich verbunden war – sich nunmehr auf meine Kosten, mit Hilfe des prominenten
Clara-Schumann / Brahms – Flügels ihr Image aufwerten:
Nämlich durch öffentliche Erpreßung, indem sie die ehemals ostberliner, – damals aber noch sehr korrupte, obrigkeitshörige ! –
„Berliner Zeitung“, kontaktierte, – die, ohne mein Wissen, prompt einen Artikel über mich schrieb ! – und welcher Zeitung
diese Konzertgruppenleitung 1995 folgende Lüge steckte:

…..“die grosszügige Klavierlehrerin V.Wenk schenkte der betr.Konzertgruppe einen ‚Brahmsflügel’….“,
wobei die betr. Redakteurin bei mir natürlich gar keine Gegenrecherche machte!

Klavierschüler stürmten bei mir rein und meldeten mir:
„Frau Wenk, Sie stehen in der Zeitung….! Sie sollen einen Flügel verschenkt haben!“

Ich hatte grade abertausende in die Flügelrestaurierung gesteckt….die Konzertgruppe organisierte Konzerte auf dem Flügel,
zu denen mir jedoch, als es zum konflikt kam, sogar Hausverbot erteilte, – und jetzt das!
Und war total baff über diese öffentliche Unverschämtheit!

Sofort ging ich vor Gericht, was leider Jahrelang dauerte, denn ich hatte den in GratisLeihe befindlichen Flügel natürlich
niemals verschenkt, sondern wollte ihn der Konzertgruppe in zeitlich unbegrenzte Dauerleihe geben.
Und das vorallem, um ihn zu schützen, falls die Konzertgruppe bankrott gehen sollte und der Gerichtsvollzieher drohen könnte,
zumal nach der deutschen Wiedervereinigung für Kultur in Berlin wenig Geld vorhanden war.

Mein eigener Anwalt liess sich von der Gegenseite kaufen, wie sich später herausstellte, was die Presse dann auch schrieb.
Als es zum Prozess kam, (bei dem ich nicht anwesend sein konnte), stellte sich heraus, dass der Richter allen Ernstes
Privatpatient der Orthopädin, Frau Greve, war, also = der GeschäftsLeiterin dieser Konzertgruppe, was mein korrupter Anwalt
mir natürlich nicht meldete.

Da diese Konzertgruppe auch hie und da in der EosanderKapelle des Schlosses Charlottenburg konzertierte, bot mir
der Leiter von „preussische Gärten u.Schlösser Berlin- Brandenburg“ an, den Flügel dort aufzustellen, zumal dort
sog. „Museumstemperatur“ (=18°/50% Luftfeuchtigkeit) ist.
Dies, weil ich nicht wollte, dass mein Flügel weiter in dem Konzertgruppen-eigenen Saal in Berlin- Friedenau steht,
wo der beheizte (!!!) Fussboden eine tödliche Gefahr für den Resonanzboden wurde, und wo die Berliner Hochschule der Künste
auch noch Unterricht abhielt und jeder auf dem kostbaren Flügel klimpern konnte.

Und deswegen war das eine Gefahr, dass der Fussboden so heiss war, weil der Flügel-Resonanzboden, in Holzbahnen
mit historischem Hasenknochenleim verleimt, durch aufsteigende Wärme ausgetrocknet und zerstört worden wäre.
Ich wollte daher unbedingt, dass der Flügel ins Berliner Museum Schloss Charlottenburg kommt, wo auch ständig Konzerte stattfinden.

Ich beantragte in nächster Instanz vor dem Berliner KammerGericht, dass mein Eigentum im Schloß Charlottenburg
in „Museumstemperatur“ aufgestellt werden müsse, wo die Konzertgruppe ebenfalls ihre Konzerte oft veranstaltete,
wie das in vielen Museen Berlins ständige Praxis ist.

Ich wollte der Konzertgruppe , bezw. dem Berliner Publikum den Flügel also nicht wegnehmen, sondern mein Eigentumsrecht
gerichtlich absichern lassen.

Leider war inzwischen eine Freundin der Leiterin, Karen Greve, – eine korrupte CDU-Politikerin, Hanna Renate Laurien, die grade die OlympiaGranden mit einem Porzellan-Service(Wert: 40’oooDM) bestochen hatte, – Schirmherrin dieser „Friedenauer Kammerkonzerte“ geworden, – sodass ich mich hilfesuchend an den Politiker v.Weizsäcker wandte, den ich persönlich kannte.
Denn ich wollte unbedingt, dass der Flügel ins Schloss Charlottenburg kommt, wo diese „Museumstemperatur“ herrscht.

Denn moderne , zentralbeheizte LuftTrockenheit zerstört antike Möbel, vorallem bei Fußbodenheizung: durch aufsteigende Wärme
bröselt dieser antike Hasenknochenleim auch bei andern antiken Möbeln aus.
Alice Ströver, Grüne, machte 1997 eine kleine Anfrage im Berliner Parlament wegen des gefährdeten Flügels.
Diese Argumente kamen bei Hanna Renate Laurien gar nicht an. Sie verhöhnte mich überheblich in einem Brief,
den ich Weizsäcker weiterleitete.

Bei historischer Ofenheizung wurde früher immer Luftfeuchtigkeit durchs Kamin hereingezogen, erst unsere modernen Heizungen
zerstören Resonanzböden historischer Klaviere. Fussbodenheizung ist da tödlich.

Weizsäcker schrieb mir, dass er sich gegen diese Politikerin jederzeit für meine Integrität verbürgen würde.
Dieser Brief ist sogar im Internet [2].

Nach Jahren der Prozesse gewann ich dann vor dem obersten Berliner Kammergericht, das seit Friedrich dem Grossen den Ruf hat, auch dem Schwächeren Recht zu geben…. (….“ Es gibt noch ein Kammergericht in Berlin“ sagte man einem Müller im 18. Jahrhdt., der gegen die Obrigkeit einen Prozess gewann!)

Die bekannte Richterin, Frau Knobloch, ging sogar über meinen Antrag hinaus und verfügte schriftlich, dass ich den Flügel abholen möge, weil ich vielfach betrogen worden war und „mir eine weitere Kooperation mit dieser Konzertgruppe nicht mehr zumutbar sei.!“

Ich selber hätte gern gehabt, dass das Angebot des Schlosses Charlottenburg zustande gekommen wäre, den Flügel in den
historischen Räumen von König Friedrich Wilhelm IV aufzustellen, der ebenfalls einen – im 2. Weltkrieg verloren gegangenen – Erard – Flügel besass, auf dem ebenfalls Clara Schumann, dort bei Hofe- ! – oft konzertierte!

Ich wusste jetzt ja gar nicht, wohin jetzt mit dem Flügel!

Ich wollte den Flügel dem Berliner Publikum eigentlich erhalten! Denn die Konzerte dieser Konzertgruppe waren ja hervorragend.
Bloss die narzißtisch eitle und dünkelhaft überhebliche neue GeschäftsLeitung mit der Schirmherrin Hanna Renate Laurien dieser Konzertgruppe waren mir gegenüber skrupellos!

Nun stand ich da und sollte auf GerichtsBeschluß den Riesenflügel abholen, ohne selber Platz zu haben.

Vorallem war es ein lebenslanger , oft geäußerter Wunsch von Tante Hedwig Überwasser- Burckhardt gewesen, dass der Flügel in öffentlichen Konzerten für alle Menschen eines Tages wieder zu Verfügung steht!

Und das , wie sie immer betonte, nicht nur für „höhere Gesellschaftsschichten“ wie dem „Basler Teig“(freundlicher Spottname für die
„Basler Oberschicht“ historischer alter Familien in der Biedermeierzeit), – sondern allen Menschen, nämlich allen originellen,
musikfreudigen Baslern im „Daig“ UND ausserhalb vom „Daig“, – und auch allen Nichtbaslern….

Tante Hedwig, Enkelin von Daniel Heusler, spezifisch urbaslerisch originell, schrullig, intelligent-schlagfertig und witzig, war außerdem selber hoch kreativ und der gütigste Mensch – aber auch absolut ohne jeden Standesdünkel. Mit beinahe 80 Jahren besuchte sie noch viele Altenheime, wo sie überall AntiAtomkraftwerke – Zettel verteilte – „bei alten Leuten, die aber alle viel jünger als sie seien…,“ wie sie augenzwinkernd sagte!

Tante Hedwig war ein solches Original, dass man ein Buch über sie schreiben könnte.
Ihre Töchter waren die Geigenbauerin Brigitte Wilhelm, die Kirchenfresken-Restauratorin Adelheid Brodwolf und eine Tochter,
Cornelia Hansen, ist verheiratet mit dem öffentlich bekannten „Bauer Hansen“, dem ersten Erbauer von strom-erzeugenden Windmühlen Nähe D-Husum. –

Dank dem prominenten Denkmalschützer, Historiker und Münsterbauhütten-Leiter, PETER BURCKHARDT und
dessen Vermittlung, kehrte der Erard-Flügel endlich wieder nach Hause, – nach Basel und ins Wildt‘ sche Haus.!
Burckhardt war ab ca.1975 bis ca.2008 Leiter der Basler Münsterbauhütte, zu deren Gunsten ich diese BenefizKonzerte mache.

Die Münsterbauhütte gehörte davor lange zum Baugeschäft WENK meines Vaters, – davor meines Großvaters Otto Wenk- Faber, zusammen mit Karl Burckhardt-Koechlin, als Firma ‚BURCKHARDT WENK‘ , die im Melchior Berri- Haus in der Malzgasse 16 domizilliert war.

Denn das Basler Musikmuseum , dem ich davor den Flügel zunächst ebenfalls angeboten hatte, sandte mir sofort einen Vertrag:
„dass ich denen den Flügel schenken müsse und sie allein darüber verfügen wollten, ob er auch mal konzertant genützt würde,
denn vorläufig käme er dann jahrelang ins MuseumsMagazin, und ich müsste keine Miete zahlen, wenn ich ihn sofort verschenke.““Konzerte fänden im Musikmuseum im Lohnhof nie statt, die Besucher könnten sich ein Abspielgerät ausleihen,
und mit dem Kopfhörer am Ohr die hinter Glas befindlichen antiken Instrumente hören,“ musste ich mir allen Ernstes anhören!

Ich war entsetzt.
Zwar hat auch das Berliner MusikinstrumentenMuseum hinter der Philharmonie solche Kopfhörer, aber dort, im offenen Museumsraum, finden fast allabendlich Konzerte statt auf vielen der dort sorgfältig restaurierten Instrumenten!

Auch in Holland oder England ist Konzertbetrieb mit historischen Instrumenten normal!

Basel wollte mit der damals in Mode gekommenen Museums-Computerei wieder einmal „modern“ sein – mit diesem virtuellen Sektenglauben – und liess unzählige, – mit Paul Sachers Geld sorgsam restaurierte ! – Instrumente einfach verstauben!
In diese Räumen durfte mein Flügel NICHT kommen!Ich muss ehrenhalber allerdings betonen, dass das Musikmuseum Basel HEUTE, anders als vor 20 Jahren, längst eine neue hochkompetente, freundliche Leitung hat, die mir äußerst hilfsbereit beisteht bei der Verteilung unserer Konzert-Programme
und Werbung für unsere Pro-Altstadt-Konzerte Basel.

Ich bin auch Historikerin und Musikwissenschaftlerin mit Schwerpunkt “ Geschichte der Tasten-instrumente“, und wurde in Berlin öfter als Vertretung ins MusikinstrumentenMuseum (hinter der Philharmonie) geholt, um einzuspringen für den verreisten oder auch mal erkrankten offiziellen Museumsführer, der auf div.Instrumenten für u.a. die Touristen auch spielte und sie genau erklärte – und auch ich machte das auf deutsch und englisch, wenn ich mal vertreten durfte, und erklärte die Cembali etc. und spielte darauf.

Abends finden im Berliner MusikinstrumentenMuseum ständig konzerte auf restaurierten histor.Instrumenten statt.
In Basel waren alle Instrumente in staubfreien Glaskästen in schwarz (!!) gestrichenen Mönchszellen des ehem.Klosters
im „Lohnhof“. Authentisches Hören gab es vor 20 Jahren nicht….

Für Basel war ich als Riehener Musikwissenschaftlerin aus Berlin damals auch da nicht gut genug, – die verbohrte Basler Bürokratie
nahm 1999 auch mein Angebot gar nicht an, Sonntags Gratis Führungen im „Lohnhof“zu machen! –

Zum Lohnhof, bis vor etwa 30 Jahren UntersuchungsGefängnis, habe ich übrigens eine eigene Beziehung.
Da war ich nämlich, 5 Monate alt, 1944 mit meiner holländischen Mutter monatelang eingeperrt.
Meine Mutter hatte 1944 wochenlang einen jüdischen Holländer im Riehener Elternhaus,
dem von Gemeindepräsident Otto Wenk 1901/2 erbauten Sieglinhof, versteckt.

Der Flüchtling war ein holländischer Bekannter meines Grossvaters in Rotterdam, der 1944 illegal über die „grüne Grenze“ nachts nach Riehen floh, und der bei uns übrigens wunderbar Klavier spielte, dann sich weiter nach Genf durchschlagen und von dort nach USA fliegen wollte, – aber auf seiner Weiterreise , noch in Riehen, von der Polizei geschnappt wurde und einen Zettel mit unserer Adresse noch bei sich trug, welcher der Polizei in die Hände fiel, die den Flüchtling dann sofort über die deutsche Grenze nach Lörrach ausschaffte.
Mama wurde mit mir, 5 Monate, verhaftet und im Lohnhof wochenlang täglich Kreuzverhören unterzogen.
Da sie schon mit 21(!!) den Dr.jur. an der Universität NL-Leiden geschafft hatte, obschon sie als Werkstudentin das Studiengeld selber verdienen mußte, war sie den Basler Kriminalkommissären intellektuell haushoch überlegen und konnte sich grandios herausreden.
Dem Juden konnte sie nicht mehr helfen, er wurde sofort nach der Abschiebung aus Lörrach und von dort ins KZ verbracht.

1945 erfuhren wir seine Ermordung.

Mama musste sich noch blöd anmachen lassen von der faschistoiden Basler Polizei:
„dass sie eine ausländische ZuchthäuslersTochter sei“…!

Denn mein holländischer Großvater sass bei Arnheim seit 1941 in einem NaziGeisellager.
Er war Nichtjude und in der obersten Leitung einer Rotterdamer Widerstandsgruppe, die die Nahrungsmittelversorgung für in Rotterdamer Kellern versteckte Juden organisierte. Er war vom eigenen Nachbarn, einem NSB- Mann (holländ.Nazipartei) an die Gestapo verraten worden.
1948 bekam er aus der Hand der Königin Wilhelmina persönlich den höchsten Ritterorden „Oranje Nassau“ für seine NS – ZwangslagerHaft – und auch dafür, wie das begründet wurde, „daß er selber auch ganz persönlich mit seiner Widerstandstätigkeit, wo er auch ständig Juden und andere Verfolgte versteckte, hunderte Menschen rettete“. –

Und jetzt, 1999/2000, traf ich also auf einen umgenutzten Lohnhof mit pechschwarz gestrichenen, ehemaligen Mönchstellen und staubfrei in Glaskästen eingesperrten wunderschönen historischen Musikinsrrumenten, die man jaaaa nicht life hören darf – und erlebte sie wieder, diese beamten-artig – strenge BetonSchweiz, die manchmal so total lebensfremd sein kann. – Zum Glück herrscht heute im Musikmuseum längst ein neuer freundlicher Ton.

Aber Peter Burckhardt, ein wunderbarer, toller und erfolgreich denkmalschützerisch engagierter, lustiger, frecher Basler, versöhnte mich wieder mit der Schweiz.

Dank ihm kam der Flügel ins Wildt’sche Haus.!

Der liebenswürdige, fabelhaft Cello spielende Jurist, Prof.Staehelin, StiftungsPräsident vom Wildt’schen Haus, leider inzwischen verstorben, – war dann ebenfalls ‚ein Herz und eine Seele‘ mit der Idee der Aufstellung des Flügels im wildt’schen Haus.

Im längst zugemauerten Kamin in dem schönen Säli im 1. Stock wurde ein Luftbefeuchter eingebaut und an die Wasserleitung angeschlossen, der automatisch und geräuschlos immer angeht, sobald die Luftfeuchtigkeit im Raum unter 50% fällt,
– garantiert also „Museumstemperatur“!

Mein Vertrag mit dem Wildt’schen Haus lautet:

„,….dass der Flügel immer in dieser Museumstemperatur sein muss und nur von einem spezialisierten Restaurator für Tasteninstrumente gepflegt und nie höher als ‚415 Hertz‘ gestimmt werden darf, – seine Ursprungshöhe!
Und, dass der Flügel nach meinem Tod ins Eigentum der ‚Stiftung Wildt’sches Haus‘ übergeht und nie verkauft werden darf und weiter für Konzerte genützt werden soll , – und auch jetzt schon für jeden, der im wildt’schen Haus klassische Konzerte machen will, ebenfalls zur Verfügung stehen soll….“

Mir bleibt riesig wichtig, dass die Konzerte für JEDEN, grade auch für „bildungsferne Gesellschaftsschichten“ und vorallem auch für deren Kinder und Jugendliche, offenstehen, so wie es Hedwig Burckhardt AUCH immer wünschte.

Ständig dankbar bin ich meiner wichtigsten Mitarbeiterin, der Konzertsängerin und Pianistin EVA CSAPO,
– seinerzeit meine Mitstudentin am Basler Konservatorium, – dank ihr und ihrer vielfältigen Mitarbeit ist das ständige
hohe künstlerische Niveau der Konzerte möglich.

Verena Wenk
3. Januar 2018